Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung Geras stammt aus dem Jahre 995, die erstmalige Erwähnung als Stadt von 1237. Von 1572 bis 1918 fungierte Gera als Residenzstadt der Grafen und später der Fürsten Reuß, jüngere Linie. Durch die Herrschaft der Dynastie Reuß, ab dem 18. Jahrhundert auch durch die bürgerliche Musikausübung, kam es zu einem beachtenswerten Musikleben in Gera.
Gera entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt, deren Bürger auch zunehmend kulturelle Interessen und Aktivitäten zeigten. Nach der Reichsgründung von 1871 und im Zuge der Industrialisierung wuchs die Einwohnerzahl Geras beträchtlich – von 35.000 im Jahre 1886 auf 83.500 im Jahre 1930.
1888 wurde die Reußische Hofkapelle (auch Fürstliche Hofkapelle genannt) gegründet. Sie umfasste 30 Musiker. Hofkapellmeister wurde Carl Kleemann (der später auch zum Dirigenten des „Musikalischen Vereins“ gewählt wurde).
Der Bau des neuen Theatergebäudes am Küchengarten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem prächtigen und großzügigen Konzertsaal bedeutete eine weitere Intensivierung des Konzertlebens in Gera. Hier war – in Deutschland wohl einmalig – ein Theater als Hoftheater von der Fürstenfamilie finanziert worden und ein in das Theater integrierter Konzertsaal von der musikbegeisterten Bürgerschaft, allen voran die Witwe des Kommerzienrats Ferber, die dafür 100.000 Reichsmark zur Verfügung stellte. Am 18. Oktober 1902 erfolgte die Eröffnung des Theaters. Am 10. November 1902 veranstaltete der Musikalische Verein ein Festkonzert „zur Feier des Geburtstages Seiner Durchlaucht des Erbprinzen und Einweihung des Konzertsaales im neuen Fürstlichen Theater“.
1905 wurde die Reußische Hofkapelle mit der Stadtkapelle zu einem größeren, leistungsfähigen Orchester vereinigt. Ein Höhepunkt im Musikleben dieser Ära war ein Wagner-Konzert mit Ausschnitten aus „Lohengrin“ und „Die Walküre“ im Theatersaal. Als Gast dirigierte der Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch die Hofkapelle. Am 2. Juli 1908 dirigierte der Komponist Paul Lincke im Küchengarten ein Konzert „zum Besten der Mitglieder der Fürstlichen Kapelle“. In den Jahren 1909, 1910 und 1911 gab es im Fürstlichen Hoftheater Festvorstellungen von Opern Richard Wagners unter der musikalischen Leitung von Arthur Nikisch, Felix Mottl und Carl Muck.
Im Dezember 1908 fand im Konzertsaal ein „Arbeiter-Konzert“ statt – ein Novum für die damalige Zeit, die doch von der Monarchie und festgefügten Standesunterschieden geprägt war. 1910 wurde die erste Orgel im Konzertsaal eingebaut – ein Geschenk des Kommerzienrates Hirsch.
Inzwischen hatte Gera im Januar 1989 mit 134.867 Einwohnern seine höchste Einwohnerzahl erreicht. Die politische Wende von 1989/90 veränderte auch Koordinaten und Bedingungen des Theater- und Konzertlebens. Das Kammerorchester konnte sich nun (seit 1989) „Reußisches Kammerorchester“ nennen. Auftritte bei Partei- und Festveranstaltungen fielen weg. Ein neues Tarifsystem mit festen dienstlichen Regeln wurde übernommen. Der finanzielle Druck auf alle Theater und Orchester wuchs, und es gab erste Stellenkürzungen. In Thüringen mußten mehrere Orchester und Theater fusionieren, so Nordhausen und Sondershausen, Greiz und Reichenbach, Rudolstadt und Saalfeld, später (1995) auch Gera und Altenburg.
Quelle: Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera; Ein Portrait (Auszüge); Texredakt.: M.Stolle; Herausgeber: Verein der Orchesterfreunde Gera e.V.