Philharmonisches Konzert im Theater Altenburg Gera: Orchester spielt Robert Schuhmann, Steffen Schleiermacher und Dmitri Schostakowitsch
Das Publikum konnte sich am 8. März 2023 jedoch auch an Bariton Alejandro Lárraga Schleske erfreuen und seiner Gestaltung der Texte Georg Heyms zur Musik Schleiermachers
Von Jolina Lauerwald
18.03.2023
Eröffnet wurde das Konzert mit der Ouvertüre von Robert Schuhmann (1810-1856), es folgten sein Scherzo und das Finale E-Dur op. 52. All diese Werke wurden während einer regelrechten Hochstimmung und in kürzester Zeit von Schuhmann geschaffen. Als frisch gebackener Ehemann entstand im Jahr 1841 zuerst seine berühmte Frühlingssinfonie und schon zwei Wochen nach der Uraufführung komponierte er dieses Orchesterwerk. Allerdings sollte es nicht so erfolgreich werden wie seine erste Sinfonie. Dass wir es dennoch hören durften, erfreute das Publikum.
Dass man Gedichte in Musik verwandelt, sie mit Musik in Verbindung bringt, klingt nach einer außergewöhnlichen Idee. Steffen Schleiermacher hatte jedoch genau diese Überlegung, denn es sollte ein Stück für Bariton und Orchester werden. Schleiermacher, Pianist, Komponist, Festival- und Konzertorganisator, wurde 1960 in Halle geboren und studierte später Klavier, Komposition und Dirigieren. Er leitete mehrere Festivals und unternahm ab 1989 zahlreiche Konzert- und Vortragsreisen in viele Länder der Welt. Außerdem erhielt Schleiermacher vielzählige Preise, Auszeichnungen und Stipendien.
Als wurde er beauftragt wurde, für 2020 ein Abschiedskonzert zu komponieren, entschied er sich kurzerhand für vier Gedichte von Georg Heym aus dessen Gedichtsammlung ,,Umbra Vitae“, so sollte später auch das Stück heißen. ,In ,Die Stadt“, ,,Die Nacht“, ,,Träumerei in Hellblau“ und ,,Nacht“, 1887 geschrieben, widmet sich Georg Heym den Themen Großstadt und Aufbruch in eine neue Zeit, jedoch auch dem Gefühl eines nahenden Untergangs und der Angst vor der neuen Welt.
Diese Gefühle konnte man gut spüren, denn sowohl das Orchester, als auch der Bariton brachten sie treffend ins Publikum, wobei die Texte eher bedrohlich dargeboten wurden.
Dass wir an diesem Abend ebenfalls die Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47 von Dmitri Schostakowitsch hören konnten, ist großes Glück, wenn man bedenkt unter welchen Umständen diese komponiert wurde. Schostakowitsch, der in Russland geboren wurde und von 1906 bis 1975 lebte, hatte seine Blütezeit, während Stalin gerade an der Macht war. Zu seinem Unglück, wie sich später herausstellte, denn Stalin hielt nicht viel von dem Komponisten, so dass 1936 erstmals ein sehr negativer Artikel über dessen Oper ,,Lady Macbeth von Mzensk“ in der russischen Tageszeitung erschien, natürlich angeleitet von Stalin. Unter den Bürgern fanden Schostakowitschs Werke aber große Begeisterung, doch es folgten weitere Artikel, was beim Komponisten große Angst hervorrief. Er befürchtete, auch verhaftet zu werden, Freunde und Familienmitglieder waren schon festgenommen oder getötet worden. Doch selbst während dieser schweren Zeit komponierte er weiter, vieles auf der Halbinsel Krim, und schuf schließlich seine 5. Sinfonie. Sie setzt sich aus den vier Sätzen I. Moderato, II. Allegretto, III. Largo und IV. Allegro non troppo zusammen und die Uraufführung wurde ein riesiger Erfolg und eine gleichzeitige Antwort auf Stalins Machtdemonstrationen. Das erkannte das Publikum und schenkte damals Komponist, sowie Dirigent eine halbe Stunde lang Applaus.
Manchem stellt sich nun vielleicht die Frage, weshalb Steffen Schleiermacher für ein Abschiedskonzert komponierte. Es sollte für das letzte Konzert sein, das Laurent Wagner als Generalmusikdirektor des Philharmonischen Orchesters Altenburg Gera 2020 dirigieren sollte, wurde Corona wegen jedoch gestrichen. Wagner war von 2013 bis 2020 am Theater Altenburg tätig. Wegen der Pandemie hat es drei Jahre gedauert, bis Anfang März 2023 der Dirigent dann doch noch sein Abschiedskonzert dirigieren konnte: ein schöner Abschluss seines Wirkens in Ostthüringen.
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6. Philharmonisches Konzert:
Robert Schumann, Steffen Schleiermacher und Dmitri Schostakowitsch
Das Philharmonische Orchester unter der Leitung des ehemaligen Generalmusikdirektors Laurent Wagner überzeugte beim nachgeholten Abschiedskonzert
von Paula Krause
Gera. Am 8. März 2023, 19:30 Uhr im Konzertsaal Gera spielte das Orchester mit dem Dirigent Laurent Wagner, ehemaliger Generalmusikdirektor, zum nachgeholten Abschlusskonzert von Romantik über expressionistische Musik bis hin zu Musik des 20. Jahrhunderts mehrere Werke von drei außergewöhnlichen Komponisten.
Der Einstieg erfolgte ganz klassisch mit einer Ouvertüre, komponiert von Robert Schumann (1810-1856), gefolgt von zwei anderen Kompositionen: Scherzo und Finale. Das Orchester zeigte sich hier von seiner besten Seite und konnte mit dynamischen und klangvollen Passagen überzeugen. Besonders der zweite Satz, das Scherzo, wurde mit unglaublicher Präzision und Energie gespielt und brachte das Publikum zum Staunen. Die Werke sind sehr feierlich und vergnügt, was angesichts Schumanns Hochzeit mit Clara Wieck kein Wunder ist.
Von fröhlich zu traurig. So schnell war auch der Umschwung von Schumann zu Schleiermacher. Die Uraufführung „Umbra Vitae“, ein Auftragswerk von Steffen Schleiermacher (*1960), geschrieben für Orchester und Bariton. Es ist eine todessehnsüchtige Komposition mit Gedichten von Georg Heym. Schleiermacher gelang es, in diesem Werk moderne und klassische Elemente zu verbinden und eine eindrucksvolle Klangwelt zu schaffen. Die Darbietung war insgesamt sehr beeindruckend, besonders gefallen hat mir die Arbeit des „Regenmachers“, das Stücke wusste zu überzeugen.
Alejandro Lárraga Schleske, geboren in Mexiko, sang ausgezeichnet die Baritonstimme in Schleiermachers Werk. Seine Stimme war sehr tragend und gut verständlich. Er konnte richtig in die Rolle eintauchen und somit konnten das die Zuhörer auch. An manchen Stellen war das Orchester etwas zu laut und man verstand den Bariton leider nicht mehr ganz so gut. Aber das hat Alejandro Lárraga Schleske sich nicht anmerken lassen und sang hervorragend weiter.
Nach der Pause kam das Highlight des Konzertabends, es war Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 5. Hierbei konnte das Orchester seine Fähigkeiten in vollen Zügen ausspielen und das Publikum auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnehmen. Das Werk ist bekannt für seine kraftvollen, aber auch melancholischen Passagen, die das Orchester perfekt interpretierte. Besonders der vierte Satz, Allegro non troppo, ließ das Publikum staunen.
Insgesamt war das Philharmonische Konzert, welches gleichzeitig der nachgeholte Abschied des ehemaligen Generalmusikdirektors war, ein wunderbarer Abend voller beeindruckender musikalischer Leistungen, angefangen beim Dirigenten, dem Orchester bis hin zu dem Solisten. Das Publikum war begeistert von der Interpretation der Werke und bedankte sich mit langanhaltendem Applaus.
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6. Philharmonisches Konzert des Orchesters Altenburg Gera
Das Abschiedskonzert des ehemaligen Generalmusikdirektors Laurent Wagner. An diesem Abend dirigierte er Stücke von Robert Schumann, Steffen Schleiermacher und Dimitri Schostakovitsch
Von Maha Dieminger 08.03.2023, 19.30
Gera. Fröhlich und ausgelassen startete der Abend mit Robert Schumanns (1810-1856) Overtüre, Scherzo und Finale. Als frisch gebackener Ehemann war er im April 1841 in Hochstimmung und verfasste das Werk schon bald nach dem großen Erfolg seiner ersten Sinfonie. Durch das Musizieren des Orchesters konnte man Schumanns Hochstimmung auch persönlich erfassen und erleben. Das Stück erweckt Frühlingsgefühle und passt perfekt zu dieser Jahreszeit, in der der Frühling Einzug hält.
Als Auftragswerk entstanden, hatte Steffen Schleiermachers (*1960) Werk „Umbra Vitae“ an diesem Abend die Uraufführung im Zuge der Verabschiedung des ehemaligen Generalmusikdirektors Laurent Wagner. Welcher auch der Auftraggeber dieses Stückes war. Steffen Schleiermacher wählte vier Gedichte des expressionistischen und jung verstorbenen Dichters Georg Heym für Bariton und Orchester. Gefühlvoll und überzeugend sang Alejandro Larraga Schleske die Verse. Eine gelungene Interpretation, die die todessehnsüchtigen Gedichte von Georg Heym erlebbar macht.
Nach der Pause folge Dimitri Schostakowitschs (1906-1975) Sinfonie Nr. 5. Ohrenbetäubend und siegerheischend erklang die 4-sätzige Sinfonie. Im Versuch, sich nicht offensichtlich der Politik Stalins zu beugen, verfasste Schostakowitsch diese Sinfonie. Allerdings verschlüsselte Schostakowitsch auch eine Liebesbotschaft im Werk. Wegen seiner verlorenen Liebe Elena Carmen chiffrierte er die Habanera-Melodie aus George Bizets Oper Carmen in der Reprise des ersten Satzes der Sinfonie. Schostakowitschs 5. Sinfonie stellte sich als eines seiner beliebtesten Werke mit doppeltem Boden heraus.
Dieses Programm sollte bereits 2020 erklingen, musste aber durch die Corona-Pandemie immer wieder verschoben werden. Laurent Wagner hatte das Programm weitestgehend konzipiert und es sollte sein Abschiedskonzert werden. Er kehrte also als Gast zurück, um das Programm doch noch zu verwirklichen. Aufgrund des begeisterten und ausdauernden Applauses lässt sich sagen, dass das ein gelungener Abschied war.