Längst zum Geheimtipp geworden ist das Reussische Kammerorchester, das in jeder Spielzeit ein interessantes Programm zum Besten gibt. So stehen zum 6. Philharmonischen Konzert die Streicher im Vordergrund, die in Richards Strauss‘ „Metamorphosen für 23 Streicher“, dem Herzstück des Abends, jeweils solistisch auftreten. Diese besondere Herausforderung wird vom Ensemble sehr gut gemeistert. Das Werk als großes Geflecht von verschiedensten Harmonien, Rhythmen und Emotionen erhält durch intensive Gestaltung eine gelungene Transparenz, der junge gastierende Dirigent Dominik Beykirch verleiht dem Vortrag die nötige Frische und Energie und interagiert mit jedem einzelnen Musiker und jeder einzelnen Musikerin höchst lebendig.
Vorher dürfen sich die Zuhörenden jedoch im „Duett-Concertino für Klarinette, Fagott und Orchester“ noch vom wunderschönen Klang der Bläser Hendrik Schnöke (Klarinette) und Roland Schulenburg (Fagott) erfreuen, die sich perfekt in den gut fundierten Streicherklang einmischen und unaufdringlich und freudig musizieren. Obwohl es eines der zuletzt geschriebenen Werke Strauss‘ ist, erklingt es jugendlich und heiter, zuweilen auch melancholisch schmachtend. Das Ensemble wählt gute Tempi und schafft die beste Grundlage zum Staunen und Träumen.
Nach der Pause geht es dramatisch weiter: Samuel Barbers „Adagio for Strings“, dem meistverwendeten Musikstück von Filmregisseuren, fordert vom Orchester einen langen Atem ab, den es nicht immer einlösen kann. Im Weg stehen rhythmische und intonatorische Unsicherheiten, die die sonst gut gestalteten Phrasen zu unterbrechen scheinen.
Als müsste dem stark zu Herzenden gehenden Vorprogramm nun ein Ausgleich folgen, erklingt Josef Suks „Serenade für Streicher in Es-Dur“. Die Musik des eher unbekannten Komponisten erinnert nicht nur an unterhaltende Musik am Hofe Haydns, sie birgt auch die gleichen Schwierigkeiten im Zusammenspiel. So sind auch hier Schwierigkeiten im Bereich der Intonation zu erkennen, wenngleich diese Unsicherheiten durch die im Stehen spielenden Musikerinnen und Musiker wettgemacht werden, indem sie überzeugend musizieren.
Das Reussische Kammerorchester löst wieder einmal das Versprechen des Geheimtipps ein. Ein paar mehr Zuhörende im nächsten Jahr wären wünschenswert, es wird sich lohnen!
14.03.2019
Tobias Hohberg