2. Philharmonisches Konzert

Frisch und energievoll gestaltet Ruben Gazarian in seiner Funktion als neuer Generalmusikdirektor des Hauses zusammen mit dem Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera die Ouvertüre zu „Il Barbiere di Siviglia“ des Komponisten Giovanni Paisiello als Auftakt des 2. Philharmonischen Konzert der laufenden Spielzeit. Hierbei überzeugt vor allem der dynamische Gestaltungswille und das Vorantreiben der Musik, punktuell und im Überschwang jedoch auf Kosten der Präzision im Zusammenspiel.

Zum kammermusikalisch guten Fundament des Orchesters gesellen sich Violine (Maximilian Hörmeyer) und Flöte (Andreas Knoop), die als Solisten der „Sinfonia concertante“ Anton Reichas die Führung auf dem Podium übernehmen. Das gemütlich und bekömmlich daherkommende Werk wird von beiden Solisten mit überlegenem technischem Vermögen und gestalterischer Vielfalt zum Besten gegeben, das Zusammenspiel untereinander und mit dem sensibel begleitenden Orchester gerät an keiner Stelle außer Acht.

Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 38 mit dem Beinamen „Prager“ bildet den musikalisch anspruchsvollsten Teil des Abends. Gazarian gelingt vor allem in harmonisch und klanglich interessanten Stellen ein Spannungsbogen, der über die Phrasengrenzen hinauswirkt und somit die musikalische Interpretation eindrucksvoll erkennen lässt. Eine Aussage fehlt im zweiten Satz, dessen gemütlicher Charakter in der Spielweise ein Aufhorchen vermeidet. Die für ein mitreißendes Finale nötige Energie findet sich hingegen im dritten Satz mit besonderen Ansprüchen wieder, den das Orchester bis zum letzten Takt bewältigt.

Ein Bonbon der musikalischen Unterhaltung bietet der Violinist Maximilian Hörmeyer den Zuhörenden im letzten Vortrag des Abends: Die Figario-Variationen über Rossinis „Il Barbiere di Siviglia“ von Mario Castelnuovo-Tedesco lassen den Solisten nach allen Regeln der Kunst verlauten, was das virtuose Geigenspiel zu bieten hat. Hörmeyer scheut inmitten technischer Kontrolle musikalisch-akzentuierte Ausbrüche nicht und wird dafür mit überschwänglichem Applaus belohnt.

21.10.2020, Tobias Hohberg