1. Philharmonisches Konzert

Nach der langmonatigen Zwangspause darf man sich wieder freuen, das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera im Konzertsaal des Geraer Theaters musizieren zu sehen und zu hören.

Das Orchester begrüßt unter der Leitung von Kapellmeister Yury Ilinov das aus hygienekonzeptuellen Gründen ausgedünnte, aber sehr gespannte Publikum mit einer kurzweiligen Ouvertüre von Johann Friedrich Fasch, die mit gut gewählten Tempi, streng geführten Rhythmen und damit einhergehender Spannung überzeugt. 

Die 1999 in Altenburg geborene Blockflötistin Clara Starzetz übernimmt dann die solistische Führung in dem durch Jesús Antonio Clavijo Rojas (Viola da Gamba) und Yury Ilinov (Cembalo) begleiteten Konzert in A-Dur für Flöte und Basso continuo von Johann Friedrich Agricola. Obwohl die akustischen Verhältnisse zu Ungunsten der Blockflöte agieren, gelingt ein musikalisch überzeugender Vortrag in einer Mischung aus gut geführter Virtuosität und kammermusikalischer Feinheit.

Als epochaler Kontrast schiebt sich das Konzert für Blockflöte, Streicher und Cembalo mit dem Beinamen „Omaggio a Vivaldi“ des Komponisten Enjott Schneider (*1950) sehr geschickt und erfrischend in den barocken Reigen. Sensible Klangflächen vom Orchester und bieten dem breiten Aufgebot an Instrumenten der Blockflötenfamilie den geeigneten Rahmen für Themenvorstellungen und verspielte Einwürfe der sehr sicheren Solistin. Ungeachtet der auch auf der Bühne einzuhaltenden Abstände musizieren alle Beteiligten mit sicht- und hörbarer Spielfreude, was nicht zuletzt an einer gelungenen Kommunikation zwischen Solistin und Orchester liegt.

Den musikalischen Höhepunkt des Abends setzt das 3. Brandenburgische Konzert Johann Sebastian Bachs, das durch die herausragende Konzertmeisterin Judith Eisenhofer angepeitscht und wie losgelöst dargeboten wird. Alle Musizierenden fügen sich in den ratternden Motor ein, der voller Energie steckt und kein Abebben der Spannung entstehen lässt.

Clara Starzetz beweist zum Schluss des Konzert mit dem Konzert in C-Dur von Antonio Vivaldi nicht nur, dass sie stilistisch breit aufgestellt ist, sondern über die nötige Kondition verfügt, die ihr erlaubt, ihre Virtuosität bis zum Ende beizubehalten, wie sie vor allem in ihrer letzten, sehr brillanten Kadenz unter Beweis stellt. Die Zuhörenden quittieren das Gehörte mit lang anhaltendem Applaus.

Tobias Hohberg, 01.10.2020