Pressemitteilung des Orchestervorstandes des Philharmonischen Orchesters

PRESSEMITTEILUNG

Kein Ende des Niedergangs

Mit großer Spannung haben wir der Presseerklärung von Minister Prof. Dr. Benjamin Hoff entgegengesehen. Nach einer quälenden Zeit, die von geheimen Verhandlungen, nichtautorisierten Veröffentlichungen und Diskussionen auf unsicherem Boden geprägt war, hat Minister Hoff nun erstmals seine eigenen Pläne vorgestellt. Als Visionär einem selbstgewählten Anspruch folgend, ist er angetreten, die Zukunft der Theater- und Orchesterlandschaft Thüringens über die eigene Amtszeit hinaus zu reformieren und zu gestalten. Hätte er die Grundsätze der rot-rot-grünen Koalitionsvereinbarungen im Auge behalten, es hätte Großes entstehen können.

Was jedoch als Kulturerhaltungskonzept starten sollte, bleibt nun demoliert als Kulturabbaukonzept auf dem Boden falscher Prämissen und schwacher Konzepte. Anstatt ein Kulturerbe für die Zukunft zu sichern, ist nun der Niedergang desselben auf Jahre hinaus umrissen und entworfen. Kooperation – Fusion – Abbau – Schließung, diesem seit Jahrzehnten in Thüringen herrschenden unheilvollen Mechanismus können anscheinend auch die derzeit Regierenden nichts entgegensetzen. Im Gegenteil. Seltsam forsch scheinen sie diesen noch befeuern zu wollen.

In Ostthüringen wird dem sächsischen Partner die Auflösung der Vogtland-Philharmonie geradezu angeboten. Die Jenaer Philharmonie soll durch zunehmende Hilfsleistungen für Altenburg-Gera schleichend ihrer eigenen Entwicklungsmöglichkeiten beraubt werden. In Altenburg-Gera sollen weitere 7–13 Stellen im Philharmonischen Orchester wegfallen; nachdem dort bereits ein Verlust von 76 Stellen seit 1990 zu verzeichnen ist. Gleichzeitig wird die Überalterung des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera billigend in Kauf genommen und die Bespielbarkeit der Häuser in Altenburg und Gera weiter reduziert.

Das ist die Ökonomisierung der Kulturpolitik in Ostthüringen!

Zusammenfassend stellt sich die Frage: Wie will unsere Gesellschaft in herausfordernden Zeiten deutsche und europäische Werte verteidigen, erhalten und gestalten, wenn sie gleichzeitig den Abbau derselben vornimmt?

Mit den vorgelegten Plänen manifestiert das Kultusministerium keine Visionen und Ansprüche, sondern lediglich die eigene Überforderung angesichts großer Aufgaben.

Orchestervorstand des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera, 09.11.2015