CD – Concerto italiano

Concerto italiano
Ensemble diX mit neuem Programm und neuer CD

„Ein bisschen italienische Sonne in den deutschen Herbst bringen“ – das hatte das ensemble dix beim November-Foyerkonzert im Sinn. Doch es ging da weniger um Jahreszeiten und Tagestimmungen, sondern der Sehnsuchts-Ort Italien stand im Fokus eines wie immer ungewöhnlichen und exquisiten Programms, das die Musiker des Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera zudem noch als brandneue CD präsentierten. Italien: Von Heinrich Schütz bis (mindestens) Hans Werner Henze zog es eine Unzahl deutscher Musiker in „das Land, wo die Zitronen blüh’n“, und von den „Italienischen Madrigalen“ des einen bis (mindestens) zu den „Neapolitanischen Liedern“ des anderen hinterließen viele der die Jahrhunderte überdauernden Neuerungen der Südländer ihre unüberhörbaren Tonspuren in der Musik nördlich der Alpen. Lichtes und Leichtes, Belcanto und Polyphonie, Farbigkeit und Temperament dringen vor in eine karge, strenge Klanglandschaft, die es zu beleben und zu kolorieren galt. Solch ein Flair prägt auch diesen Auftritt und diese Platte, zumal die Interpreten durch ihre Tournee nach Florenz zusätzlich beflügelt sein dürften. Die vier „Stammbläser“ des Ensembles – Stars der ersten Holzbläser-Pulte des Orchesters Andreas Knoop (Flöte), Abrecht Pinquart (Oboe), Hendrik Schnöke (Klarinette) und Roland Schulenburg (Fagott) – haben Liane Pinquart (Harfe) als Gast hinzugebeten. Duftig feine Atmosphäre bringt sie ein, und über ihren „Generalbass“- Akkorden können die Bläser ihr Linienspiel frei und fantasievoll entfalten. Da macht gleich das erste Stück großen Eindruck: Johann Sebastian Bachs „Italienisches Konzert“. Das Quintett nutzt die Chance, brillant, ausdrucksvoll und klangschön zu musizieren, und es gibt damit zugleich eine Visitenkarte ab, die für das ganze Album gilt. Bachs Stück liefert ihm den Titel. Und dem kreativen Arrangeur Hendrik Schnöke liefert es einen Freibrief für seine Bearbeitung bzw. Herrichtung einiger dieser Werke. Bearbeiten war in alten Zeiten Usus und auf vielerlei Arten möglich; Bearbeitungen sind – aus vielerlei Gründen – auch heute nicht aus der Mode – meist, um extravagante Besetzungen und Anforderungen auf das übliche Format zu bringen und den normalen Hörer zu bedienen. Als Versuch oder Mittel, Unerreichbares handhabbar zu machen. Auch die Salon-Musik ließ sich nicht lumpen, schöne Opern-Weisen und populäre Orchesterstücke, für den Hausgebrauch wie fürs Kaffeehaus arrangiert, zu servieren. Und auf der CD findet Antonio Vivaldis Concerto op. 3 Nr. 7 nach der Bearbeitung durch J. S. Bach in Schnökes Einrichtung für’s dix ensemble ebenso selbstverständlich einen Platz wie die Serenade für Harfe solo von Nino Rota, dem berühmten Filmkomponisten, das „Ommagio a Bellini“ von Antonio Pasculli für Englischhorn und Harfe sowie das Divertimento Nr. 2 von Leonardo De Lorenzo für Flöte, Klarinette und Fagott, die allesamt in Originalbesetzung erklingen. Ein Griff nach den Sternen sind die „Tosca“- Fantasie „E lucevan le stelle“ nach Giacomo Puccinis Opern-Hit (für sie hat wohl das berühmte Klarinetten-Solo den Solo-Klarinettisten angetrieben) und das Intermezzo sinfonico aus der Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni: Da werden Gipfel des Populären gestürmt (man kann, die opulenten Originale im Ohr, das aber auch als grenzwertig empfinden), die am Schluss gar noch von Luigi Denzas unverwüstlichem „Funiculi, Funicula“ überhöht werden. Hinreißend kommt damit eine musikalische Italienreise voller bezaubernder Eindrücke an ihr Ende. Und den schönen Ausblicken fügt die locker gestaltete Anekdoten-Sammlung des Booklets vergnügliche Einblicke hinzu. Da scheint allenthalben die Sonne im Herbst …
Concerto italiano / ensemble dix // Querstand/Kamprad Verlag Altenburg, 1 CD VKJK 1403

Eberhard Kneipel