7. Philharmonisches Konzert

Selten kommt es vor, dass an einem Konzertabend ausschließlich Werke eines einzelnen Komponisten zum Klingen gebracht werden. Im 7. Philharmonischen in Gera schießt man sich ganz auf den Franzosen Maurice Ravel ein, der eine grandiose Vielfalt an Klangfarben zu bieten hat. Diese stellt das voll besetzte Orchester dem voll besetzten Konzertsaal in bester Manier anhand der Suite Nr. 2 der Ballettmusik „Daphnis et Chloé“ vor. Murmelnde Bläser bieten sensibel dargebotenen Themeneinsätzen einen guten Nährboden für musikalische Höchstform. Mutig dargestellte Charakterwechsel und die dazugehörigen Übergänge gelingen ausnahmslos. Sofortige Dynamikwechsel beweisen nicht nur die Flexibilität des Ensembles, sondern lassen das Werk trotz seiner Klangfülle immerzu transparent wirken.

Als gehöre es zum vorherigen Stück, schließt sich das Klavierkonzert in G-Dur des gleichen Komponisten musikalisch passend an: Direkt und unvermittelt bietet nun das Klavier durch unzählige schnelle Töne die Grundlage für einige Bläser, die sich zunächst im flotten Tempo auslassen dürfen. Folgend nimmt sich die junge und erst im zweiten Semester studierende Solistin Charlotte Steppes Zeit, den Flügel klanglich voll zur Geltung zu bringen. An Gershwin erinnernde Einwürfe des Orchesters bieten einen wundervollen Kontrast zur anmutenden Spielweise der Pianistin, die daneben noch mit lockerer Virtuosität glänzen kann. Dem melancholischen und nahezu schlichten Walzer des zweiten Satzes kommt sie mit ganzer Emotion nach und schafft es, das Publikum ganz in ihren Bann zu ziehen. Nicht nur Ravel offenbart sein Talent im dritten Satz der Komposition, sondern auch die Ausführenden unter der hervorragenden Leitung Laurent Wagners. Die erforderliche Präzision, die diesen Presto-Satz im schlimmsten Fall zum Kippen bringen kann, wird von allen mit Bravour gemeistert. Nicht zuletzt von Charlotte Steppes, die vom Publikum mit minutenlangem Applaus bejubelt wird.

Nach der Pause erwartet die Zuhörenden mit dem Werk „La Valse“ eine interessante Mischung aus Strauss’scher Leichtigkeit und impressionistischer Verwobenheit, die ihren eigenen Charme hat und in gleicher Weise zum Schunkeln und Träumen einlädt. Das wird vor allem durch interessante Tempischwankungen und gut präsentierten Harmoniewechseln erreicht. 

Der den Konzertabend beschließende „Boléro“ erhält wohl seiner Popularität wegen den lautesten Applaus. Er entpuppt sich unter der Oberfläche allerdings am ungeeignetsten für das Schlussstück dieses Abends. Große musikalische Momente erlebt man trotz der vielen gelungenen Soli nicht mehr, was dem Ensemble angesichts der hochtrabenden Werke im Voraus und dem dann öde (wenngleich hervorragend gespielten) wirkenden Ostinatorhythmus allerdings auch nicht zum Vorwurf zu machen ist. Angebracht ist der begeisterte Schlussapplaus dennoch, so hat das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera doch wieder einmal auf ganzer Linie überzeugen können.

10.04.2019, Tobias Hohberg