6. Philharmonisches Konzert

Mit einem strahlenden Dur-Akkord, angeführt durch den brachialen Klang der Orgel, endet der hochromantische Konzertabend des 6. Philharmonischen Konzertes im Geraer Konzertsaal, der den Zuhörenden programmatisch und inhaltlich viel zu bieten hat. Richard Wagners Ouvertüre zur Oper „Die Feen“ zu Beginn des Konzertes entpuppt sich entgegen der begrifflichen Vermutung als energiegeladener Einstieg, der vom Orchester erstmals physische Höchstleistung fordert, über das gesamte Stück hinweg fehlen allerdings wichtige dynamische Abstufungen, die eine klangliche Transparenz möglich hätten machen können. Gastdirigent Philipp Pointner dirigiert auf Kosten atmender und ausgespielter Phrasen zu engagiert, um die Musik in einigen Momenten wieder zu beruhigen, Fortissimopassagen gelingen dagegen ausgezeichnet.

Einen gelungenen musikalischen Bogen über die als sinfonische Dichtung angelegte Manfred-Ouvertüre Robert Schumanns spannt das gesamte Ensemble durch interessante und energetisch gute Themenvorstellungen, die durch die verschiedenen Instrumentengruppen weiterentwickelt werden und so für einen bewegten und bewegenden Höreindruck sorgen.

Sebastian Krause, Soloposaunist des MDR Rundfunkorchesters und Solist an diesem Konzertabend, macht sich außerhalb seiner Orchestertätigkeit auch durch die Wiederentdeckung mitteldeutscher Musikgeschichte verdient. Das Concertino für Posaune und Orchester in Es-Dur des unbekannten Komponisten Christian Gottlieb Müller weist eine Posaunenpartie vor, die vom Solisten durch ein großes tonales und klangliches Spektrum alles abverlangt. Das Orchester begleitet, wie von der Komposition vorgesehen, unaufgeregt und präzise, während Krause dem virtuosen Anspruch des Werkes nicht immer gerecht wird.

In Camille Saint-Saëns‘ „Orgelsinfonie“ in c-Moll spielt, wie der Beiname der sehr beliebten 3. Sinfonie des französischen Komponisten bereits aussagt, die Orgel als hinzugenommenes Orchesterinstrument eine klanglich zentrale Rolle. Benjamin Stielau als Solist an der Orgel gelingt eine dem Orchesterklang angepasste Registrierung, die zur jeweiligen musikalischen Stimmung passt. Vor allem die Streicher sind es, die die Interpretation an diesem Abend funktionieren lassen: Nicht nur das Opus birgt technische Hürden, die von den Musikerinnen und Musikern bewältigt werden, auch das immer noch forsche, nun besser passende Dirigat treibt zu Höhenflügen auf dem Podest. Die überwältigende Wirkung des Werkes führt zum langanhaltenden und begeisterten Applaus der Zuhörenden.

Tobias Hohberg, 12.02.2020