6. Philharmonische Konzert

Konzertkritik zum 6. Philharmonischen Konzert

 

Für einige Konzertbesucher könnte das 6. Philharmonische Konzert als Höhepunkt der laufenden Spielzeit gelten. Das gespielte Werk „Le sacre du printemps“ des Komponisten Igor Strawinsky, das im Jahr 1912 bei der Uraufführung durch Tumulte im Zuschauerraum einen Skandal erlebte, ist auch heute noch eines der berühmt-berüchtigten Werke der Orchesterliteratur und lässt bei einigen Besuchern wohl neben der allgemeinen Freude auf einen unterhaltenden Konzertabend auch die Erwartungen steigen, wie das Orchester dieses Werk bewerkstelligen wird. Die angesprochenen Schwierigkeiten des Werkes äußern sich dadurch, dass Strawinsky sämtliche Extreme komponiert. So erklingen mehrere Rhythmen gleichzeitig, dazu mehrere übereinander gelagerte Tonarten, technisch höchst anspruchsvolle Stimmen ziehen sich durch die gesamte Partitur, die von den Musikern alles abverlangen. Der Orchesterkörper ist außerdem um viele Blasinstrumente erweitert, sodass die Streicher zahlenmäßig unterlegen sind. Das Orchester geht sehr souverän mit dem Stück um, Unsicherheiten wegen der komplizierten Tempi und Rhythmen sind nicht zu bemerken. Vor allem die kraftvollen, barbarisch stampfenden Momente sind es, die zunächst verstehen lassen, warum das Stück zum Skandalwerk wurde, beeindrucken die Zuhörer jedoch auf ganzer Linie. Es gelingt ein überzeugender Vortrag, der das Publikum jubeln lässt.

Robert Schumanns 1. Sinfonie, von ihm selbst als „Frühlingssinfonie“ bezeichnet, lässt das Geraer Publikum aus Gründen der Klangstruktur und gefälligeren harmonischen Verläufen wieder wohler fühlen. Die Anstrengungen der ersten Konzerthälfte können von den Musikern jedoch nicht in Gänze absorbiert werden, zunehmende intonatorische Ungenauigkeiten und Verluste im Zusammenspiel sind grundsätzlich zu vernehmen. Das sehr rasch und energetisch angeführte Tempo des ersten Satzes kann nicht immer umgesetzt werden und führt zu Abstrichen in der Präzision. Gewohnt schöne Klänge, vor allem in den Bläsern, sind dann im zweiten, langsamen Satz zu vernehmen. Dritter und vierter Satz bringen als frisch-erheiternder Ausklang wieder Besserung im Orchesterklang, der Bogen zu einem sehr beeindruckenden Konzertabend wird geschlossen. Chapeau!

 

Tobias Hohberg; Mittwoch 14.03.2018