4. Philharmonisches Konzert

Hämmernde und eröffnende Schläge des einleitenden Satzes von Antons Zimmermann Sinfonie in C-Dur läuten den 4. Philharmonischen Konzertabend dieser Saison ein, der in vielen Hinsichten beglückt. So finden sich alle Zuhörerinnen und Zuhörer in einem ausverkauften Konzertsaal wieder, dessen Ursache nicht nur in der kontinuierlichen Qualität des Reussischen Kammerorchesters liegt, das wie gewohnt in klassisch-kammermusikalischer Besetzung stehend interpretiert, sondern auch am Geraer Debut des international renommierten Violinisten Daniel Hope.

Die zuerst dargebotene Sinfonie Zimmermanns kommt mit dem Beinamen „Sinfonia militare“ einerseits feierlich-aufgeweckt daher, das Ensemble findet aber auch in vielen klassisch-schlicht anmutenden und kontrastierenden Momenten wieder zur besonnenen Ruhe. In spielerischer Leichtigkeit, beruhend auf sehr guter Artikulation, überzeugt das Reussische Kammerorchester auch durch perfekte Intonation und kollektiven Gestaltungswillen.

Das Herzstück des Abends, Ludwig van Beethovens Violinkonzert in D-Dur, rückt vom gänzlich unbeschwerten Gefühl ab und birgt neben glanzvoller Virtuosität ebenso viel musikalischen Tiefgang besonders im Zusammenwirken des Orchesters mit dem Solisten. Dieser, Daniel Hope, überzeugt nicht nur durch eine erstaunliche Bühnenpräsenz, sondern lädt alle Zuhörenden und Spielenden ein, das Werk gemeinsam zu erleben. Das geschieht insofern, als dass ein immerwährender Kontakt zwischen Solist und Orchester nicht nur seh-, sondern vor allem hörbar ist: Hope lässt nicht nehmen, einzelne Tutti-Passagen mitzuspielen, um immer wieder selbst Bezug zu dem ihn fantastisch begleitenden Ensemble zu haben. So entstehen herausragende Ecksätze, die unter einem gut gespannten Bogen auch im Detail begeistern. Nicht zuletzt sind es die Kadenzen, die Hope im Weltklasseformat dem Publikum darbietet, dem das Staunen ins Gesicht geschrieben steht. Stehende Ovationen und minutenlanger Applaus quittieren nicht nur die Leistung des eben Gehörten, sondern sind Ausdruck tiefer Dankbarkeit für das musikalische Erlebnis.

Nach der Pause erklingt dann die von Wolfgang Amadeus Mozart in 96 Stunden komponierte „Linzer Sinfonie“, die nach einer langsamen Einleitung die Genialität des Komponisten vollends entfaltet. Der musikalische Leiter Werner Erhardt, dem Stück offenkundig wohlvertraut, verlagert sein Dirigat vom bloßen Organisieren hin zu impulsgebenden Einwürfen, die das musikalische Miteinander beflügeln und die Spielfreude, vom Reussischen Kammerorchester wieder einmal auf ganzer Länge verkörpert, zu einem wichtigen Paramater des sehr überzeugenden und besonderen Konzertabends machen.

Tobias Hohberg, 04.12.2019