4. Philharmonisches Konzert

Kritik zum 4. Philharmonischen Konzert

Der Konzertabend des 4. Philharmonischen Konzerts verspricht, ein besonders leidenschaftlicher zu werden. Zu Beginn erklingt die 6. Sinfonie des weitgehend unbekannten Komponisten Mieczyslaw Weinberg, der 1939 aus seiner Heimat Warschau den Nationalsozialisten entfliehen musste. Seine Musik, so schrieb er selbst, diene ihm zur Bewältigung des Erlebten. Im Zentrum des Werkes steht ein Knabenchor, an diesem Abend ausgeführt von den Sängerinnen des Konzertchores des Rutheneums Gera (Einstudierung Christian K. Frank), die die Vertonungen melancholischer Texte sowjetischer Dichter in russischer Sprache vortragen, dies äußerst homogen und makellos, im Gesamten allerdings zu brav. Die Stimmungen der Texte, die nebenbei im Programmheft in übersetzter Form nachzulesen sind, erklingen vor allem durch die farbenreiche Instrumentierung. So werden glatte Klangflächen von Soli jeder Instrumentengruppe unterbrochen, besonders hervorzuheben sind hierbei die Darbietungen von Soloflötist Andreas Knoop und Konzertmeister Maximilian Hörmeyer. Der dritte Scherzo-Satz, in technischer, tempomäßiger und musikalischer Anforderung eigentlich nicht mehr zu übertreffen, gelingt vor allem wegen der disziplinierten Schlagwerker ausgesprochen gut und präzise. Die musikalisch sehr feinsinnige Interpretation des unbekannten Werkes überzeugt so sehr, dass bereits vor der Pause ein lang anhaltender Applaus das Gefallen des Publikums ausdrückt.

Antje Weithaas ist, nachdem sie 2016 zum letzten Mal die Bühnen in Gera und Altenburg beehrte, nun mit Peter Tschaikowskys Violinkonzert in D-Dur zu Gast. Dieses durchaus populäre Werk des sehr ambivalenten Komponisten war bereits zu dessen Entstehungszeit ein voller Erfolg. Weithaas‘ Interpretationsansatz ist ein durchaus klassischer. So kostet sie alle Phrasen in ihrer ganzen Virtuosität aus, ohne dabei zu überaffektieren, das Orchester begleitet umsichtig. Die zahlreichen Kadenzen des ersten Satzes stellen für die sympathische Solistin kein Problem dar, ihre sehr genaue Spielart lädt ohne Mühe zum Staunen ein. Sehr leidenschaftlich bietet sie die träumerischen Melodien des zweiten Satzes dar; der Finalsatz entlädt sich zu einem furiosen Schlusswort und unterstreicht die sehr gute Leistung des gesamten Ensembles.

Das Konzert wird in seiner gesamten Länge am 14. Februar 2019 um 20:03 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur nachzuhören sein.

16.01.2019, Tobias Hohberg