2. Philharmonisches Konzert

Furioser Mozartabend zum 2. Philharmonischen Konzert in Altenburg/Gera

Unterschiedlicher hätten die beiden ersten Philharmonischen Konzerte der laufenden Spielzeit nicht sein können – war die Bühne vor einem Monat noch bis auf den letzten Meter gefüllt, so sind es diesmal maximal drei Pulte pro Stimmgruppe. Eine Besonderheit stellt schon das Programm dar: Ausschließlich Werke Wolfgang Amadeus Mozarts in drei Gattungen, die er unumstritten geniehaft beherrschte. Den Anfang des Konzertes gestaltet das Philharmonische Orchester mit der Sopranistin Miriam Zubieta, die seit der aktuellen Spielzeit 2017/18 festes Ensemblemitglied am Geraer Theater ist. In den beiden Arien „Misera, dove son!“ und „Padre, germani, addio!“ kommt man in den Genuss herrlicher Gesangskammermusik. Zubieta gelingt es, mit viel Ausdruck, dynamisch feinen Abstufungen, mit kräftiger, aber dennoch durchsichtiger Höhe, gut forciertem Stimmsitz und sauber geführten Koloraturen einen lieblichen Konzerteinstieg zu gestalten. Das Orchester nimmt die jeweiligen Stimmungen gut auf und begleitet wie gewohnt zart und sensibel. Man darf sich auf Miriam Zubieta auch in den kommenden Operndarbeitungen in Gera und Altenburg freuen.

Das dreisätzige Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur mit der dem Geraer Publikum bekannten Solistin Annika Treutler ist an diesem Abend ein voller Erfolg, vor allem die gefürchteten schnellen Sechzehntel im Klavier liegen immer genau auf dem Puls des Orchesters, die Leichtigkeit der Phrasen, egal ob lyrisch oder virtuos, gelingen der Solistin nicht nur technisch ausnahmslos, alle Themen werden sorgfältig herausgearbeitet und in mozartscher Komplexität verständlich gemacht. Die Kadenzen des ersten und dritten Satzes beweisen einmal mehr das Können der jungen, erfolgreichen Pianistin durch spürbare Erhabenheit und Vertrautheit mit Werk und Instrument.

Die von beiden Solisten gemeinsam dargebotene Konzertarie „Ch’io mi scordi di te“, begleitet vom Orchester, die in ihrer Aufmachung teilweise an das vorher gehörte Klavierkonzert erinnert, zeigt die Fähigkeit, sowohl solistisch als auch kammermusikalisch fein und präzise musizieren zu können.

Mozarts letzte Sinfonie Nr. 41 in C-Dur, die den Beinamen „Jupiter“ trägt, verlangt vom Orchester alles ab. Was in der Vergangenheit Mozartscher Werke in Gera/Altenburg hinsichtlich Intonationsproblemen zuweilen für Kritik sorgte, tritt an diesem Abend nicht ein – hervorragend geführt von Konzertmeisterin Judith Eisenhofer entsteht ein Klangkörper, der neben exakter rhythmischer Präzision in allen Instrumentengruppen vor allem erstaunlich dargebotene subito-Forti und -Piani daher zaubert. Die vermeintlich zu hörende Einfachheit der Musik, die im klassischen Anspruch durch die musikalischen Mittel ja grundsätzlich so konstruiert ist, wird durch nichts gestört – ein Indiz dafür, dass alle Zahnräder auf Stuhlkante in Höchstkonzentration ineinander einrasten. Ein großes Kompliment darf den Streichern ausgesprochen werden, deren technische Fertigkeiten staunen und begeistern lassen. Lang anhaltender Applaus quittiert die Leistung des Philharmonischen Orchesters, das unter der Leitung von GMD Wagner beweisen konnte, „gefürchteter“ Mozartscher Musik mit Perfektionsanspruch erhaben zu sein.

 

12.10.2017, Tobias Hohberg