1. Philharmonisches Konzert

Die Sommerpause in Altenburg/Gera findet mit dem 1. Philharmonischen Konzert der sehr vielversprechenden Konzertsaison 2018/19 ihr Ende. In gewohnte hochromantische Klänge taucht man bereits mit der Ouvertüre zu „Der Klosterschüler von Mildenfurth“ ein, dessen Komponist Carl Kleemann um 1900 das Musikleben in Gera stark beeinflusste. Das voll besetzte Podium, übrigens erfreulicherweise aufgefüllt mit jungen Streicherinnen und Streichern, die die neu eingerichtete Orchesterakademie wahrnehmen, liefert einen warmen, von weichen Blechbläsern untermauerten Orchesterklang.

Vor der Pause erklingt Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur, interpretiert von Daniel Ottensamer, Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker. Das Werk, so berühmt wie sein Komponist, erfordert trotz und wegen der hörbaren Leichtigkeit höchste Konzentration vom Ensemble. So gelingt es dem Orchester zumeist, den forschen Phrasen des Solisten zu folgen, spätestens ab dem zweiten Satz verschmilzt der Klangkörper dann zu einem untrennbaren Ganzen. Die Darbietung an diesem Abend überzeugt durch Flexibilität und Klangschönheit, nicht zuletzt durch das überragende Spielen des Solisten. Vor allem leise Töne scheinen die Spezialität Ottensamers zu sein, die im Saal höchste Stille und Aufmerksamkeit herbeiführen und in seiner Zugabe auf die Spitze getrieben werden.

Anton Bruckners 7. Sinfonie in E-Dur bildet den grandiosen Abschluss des Konzertes. Eingeführt wird das Werk von zart tremolierenden Streichern, die das Ausmaß dieser Sinfonie noch nicht verraten. Bald wird klar, von verschiedensten musikalischen Themen und Tempowechseln angeführt, dass schon der Kopfsatz verschiedenste Herausforderungen mit sich bringt. Vor allem die Streicher führen dies präzise an, Holz- und Blechbläser fügen sich dem gigantischen, dichten Klangteppich vor sich. Wenngleich der gewaltige Klangkörper von Dirigent Laurent Wagner nicht immer auf den Punkt zusammengehalten werden kann und individuelle Fehler sich beimischen, so entsteht dennoch ein von Leidenschaft geführter Vortrag. Diese entlädt sich im zweiten und längsten Satz, der die Trauer Bruckners über den Tod Richard Wagners bekundet und sich im Klangideal des Orchesters, gestützt von vier Wagnertuben, wiederfindet. Erfreulicherweise schwindet im langen Werk die Kondition der Musiker nicht, sodass dritter und vierter Satz mit gleicher Energie erklingen und alle Nuancen in Lautstärke und Artikulation gut sortiert dargeboten werden. Das Philharmonische Orchester erntet für die weitestgehend gelungene Interpretation des Werkes lang anhaltenden Applaus.

 

Tobias Hohberg, 19.September 2018